Weitere Lobeshymnen

Im Allgemeinen gilt es in Italien als recht schwierig Arbeit zu finden, besonders als Studienabsolvent. Gut, das ist in Deutschland nicht unbedingt anders. Im Vergleich zu Schland ist es in Italien aber nahezu unmöglich. Auch ein Grund, neben zum Beispiel den horrenden Mieten, warum die Gören nie zu Hause ausziehen.
Um so merkwürdiger erschien es mir, dass mein getreuer Mitbewohner, der gute Pepo, mit seinen zarten 28, doch einen sehr ordentlichen Job zu haben scheint. Und das trotz des Umstandes, dass er übertriebenen Ehrgeiz, Leistungswillen oder schlicht Fleiß nicht unbedingt in seinem Skill-Portfolio aufzuweisen hat.
Wie er mir berichtete, habe er gleich nach Abschluss seines BWL-Studiums seinen Arbeitsplatz gefunden. Pepo arbeitet direkt im Zentrum Mailands, zwei Gehminuten vom Dom entfernt, für eine internationale Finanz-Consulting-Gedöns-Firma. Tja, hat der gute halt Glück gehabt, will man meinen. Oder aber die richtigen Kontakte:
Pepo hat nämlich tatsächlich Glück. Er kennt da jemanden. Eine gewisse Person, die er selbst seinen padrino nennt. Dieser Herr ist ein guter Bekannter Pepos Eltern, hat selbst keine Kinder und sich Pepos quasi an Sohnes statt angenommen. Bei diesem Freund der Familie handelt es sich um einen gewissen Gianmario Ferramonti einen umtriebigen Geschäftsmann, der sich auch mit Erfolg in der Politik engagierte, zunächst in der merkwürdigen Lega Nord, später in der nicht minder, zumindest nach Maßstäben eines deutschen Politikverständnisses, ominösen Forza Italia, der Partei Berlusconis. Die aktuellsten Schlagzeilen machte Letzterer übrigens durch einige spektakuläre Fotos (Fotostrecke), die den Einundsiebzigjährigen mit fünf Showschönheiten auf einer Bank seiner Villa zeigen, doch dies nur am Rande.
Zurück zu Pepos Schutzherrn:
Neben der Tatsache, dass es sich bei ihm um einen einflussreichen Mann handelt, sollte vielleicht auch noch erwähnt sein, dass er in seiner Karriere auch das ein oder andere Mal mit dem Gesetz in Berührung kam, so wurde er zum Beispiel rechtskräftig zu zwei Jahren Haft wegen Bilanzfälschung verurteilt. Ein Umstand den Pepo mir gestenreich erklärte, unter anderem indem er sich bei dem Wort galera, Gefängnis, seine Hand mit gespreizten Fingern vors Gesicht hielt, um die Gitterstäbe zu simulieren.
Zur Illustrierung des Einflussreichtums des Herren Ferramonti reicht es vielleicht aus, darauf hinzuweisen, dass er seine Haftstrafe nie hat antreten müssen.
Für Pepo hieß diese Art Einfluss, dass sein padrino noch auf der Feier seines Studienabschlusses auf ihn zutrat und ihn fragte, ob er denn bereits einen Job in Aussicht habe. Zwei Wochen später erhielt Pepo einen Anruf seiner zukünftigen Chefin, die ihn einlud, nach Mailand zu kommen. Bei ihrem Treffen, so sagte es mir Pepo, habe sie es sogar abgelehnt, einen Blick auf seinen Lebenslauf zu werfen und zwar mit folgenden Worten: “Das ist nicht nötig, eine spezielle Person hat Sie mir empfohlen, das reicht vollkommen aus.”
Schön, wenn man Freunde hat.
Zum Abschluss zu ebenfalls Erfreulichem. Um mir meinen monotonen Arbeitsalltag bunter zu gestalten, habe ich in letzter Zeit zu folgenden erfolgreich erprobten Sunshine-Surrogaten für die angespannte Seele gegriffen:

- La Casa Azul
- The Whitest Boy Alive
- Pizzicato Five
- I’m From Barcelona
- The Sounds
- La Buena Vida
- Le Mans
- Astrud
Auch ein bisschen Family und dieses Lied von The Gift, das auch, zumindest vom Titel her, gut zu Babylon passt. Oder eigentlich auch nicht. Egal, ist aber schön:



(geil wie sich das Publikum freut, als sie ankündigt, dass das Lied auf Portugiesisch ist, Sprach-Nazis!)

Und natürlich auch schaurig-schöne Italopop-Trash-Klassiker, so wie dieser hier:



Ogottogott, schießmichtot, do.

Wer übrigens noch mehr über die Eigenarten des unterhaltsamen Volkes aus dem Stiefelreich erfahren will, dem sei folgendes kleines Animationsfilmchen hier ans Herz gelegt.

Viel Spaß damit, liebe Freunde!
Fronk (Gast) - 25. Mai, 16:11

Also ich bin ja auch für Netzwerken, daher kein Problem. Halt dir denn mal warm, vielleicht kannst du dann dauerhaft in Italien rocken.

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