Dienstag, 15. Mai 2007

Middach

Pippo hat Hunger und geht bei Banana Joe nebenan ein Panino kaufen, das MÜSST Ihr gesehen haben, aufregend, erotisch, appetitanregend:



War übrigens ein super Trick, die Kamera mitzunehmen, so dick hat er mir das Brötchen noch nie mit Mozzarella ausgelegt.

Montag, 14. Mai 2007

Auf dem Weg zur Arbeit

C.O. Jones aka der Charmante Entspannte entführt Euch auf eine Reise in die wundervolle Welt Südeuropas.

Der Weg nache Abeit hin

Teil I



Teil II



Teil III



Teil IV



Wer von dem unfassbaren Pippo nicht genug bekommt, darf sich auch noch hier über seine Montagabendunterhaltung freuen. Ja, manchmal bin ich einsam und mir ist langweilig. Ja, manchmal denke ich auch, ich hätte die Videofunktion der Kamera nie entdecken dürfen. Danke der Nachfrage.

La chica borracha de Valencia

Ein Kumpel von mir macht gerade Erasmus in Valencia und hat mir folgendes Filmchen empfohlen. Der Kracher:

Sonntag, 13. Mai 2007

Neee wat ies dat schöön!

Den gestrigen Heimweg habe ich mir noch etwas unterhaltsam gestaltet, indem ich wirres Zeug in die Kamera gesprochen habe. Daraus entstand dann die Idee, Euch einmal, liebe Freunde, meinen Nachhauseweg nahe zu bringen und Euch, hochverehrten Freunden, den Mailänder Norden ein wenig zu zeigen. Wuuunderschön:

Ach ja, in Ermangelung eines adäquaten Film-Bearbeitungs-Programmes (bin für Tipps dankbar), sei mit häppchenweisem Lichtspiel Vorlieb genommen. So, nu aber:

Teil I



Teil II



Teil III


Link: sevenload.com


P.S.:
Besonders stolz bin ich übrigens immer auf meine mundgefertigten Sound-Effekte. Wie Ihr, liebe und stets zu höchst geschätzten, Freunde, auch schon gemerkt habt, kann meine Handkamera nicht gleichzeitig zoomen und Ton aufnehmen. Manchmal ist das Bild auch nicht ganz so scharf (im Gegensatz zum Besitzer der Kamera). Ich bitte dies zu entschuldigen, über die Maßen geliebte Freunde.
Mit untertänigsten Grüßen, Euer Pippo.

Ein Wochenende in Mailand

Freitag bin ich mit Pierre ausgegangen. Wir hatten vor, uns mit einer Arbeitskollegin und ihrer Mitbewohnerin zu treffen. Nachdem von Seiten der Mädels mehrmals, ohne uns jeweils rechtzeitig Bescheid zu sagen, der Treffpunkt gewechselt wurde, ist es Pierre und mir dann schließlich doch noch geglückt, nach einem mehrstündigen Trip durch die Stadt, zum Corso Como zu gelangen. Dort haben wir es auch sogar hinbekommen, die Pizzeria zu finden, in der die Mädels auf uns warteten. Statt wie angenommen zwei, waren es allerdings sechs. Und alle sechs sehr hübsch und nett und alles und so. Wir waren aber gerade mal fünf Minuten da, schon mussten die Damen auch schon allesamt nach Hause. Und Pierre und ich waren wieder alleine.
Am Corso Como gibt es einige sauteure Diskos, wo (angeblich) auch Berühmtheiten verkehren. Pierre und ich hatten aber nicht so viel Kohle kein Bock, 15 bis 25 Euro Eintritt zu zahlen und sind dann toll frustriert nach Hause zu Fuß und haben auf dem Weg etwas zum Zeitvertreib randaliert, danach ist man ja auch immer schön ausgeglichen.
Samstag haben wir dann fein ausgeschlafen und ich habe mir einen bunten Nachmittag im Zentrum gemacht. Bin rund um den Dom geschlendert und habe versucht zu vermeiden, dass mich zu viele schöne Mädchen ansprechen. Furchtbar, wenn man so einen tollen Bart wie Chuck Norris hat. Nun gut, es war ein witziger und lehrreicher Tag, schließlich ist auch Pierre wieder gekommen und wir haben es endlich in Angriff genommen, uns ein Metro-Abo zu shoppen. Haben das beide seit den letzten Monaten immer vor uns her geschoben, weil einfach immer zu viele Leute in der Schlange standen. Gestern, am Samstagabend, kurz vor Feierabend, war’s dann aber doch ganz locker. Und wir konnten stolz unser Abo in die Kamera halten.

Ja...wie gesagt: Endlich Metro-Abo

Haben uns danach bei Decathlon dann noch jeder ein Inter-Trikot im Sonderangebot gekauft und einen Fussball, mit dem wir in einem kleinen Park in der Nähe der Colonne etwas gekickt haben und dann an dem Platz gechillt haben, da ist von Donnerstag bis Samstag immer botellón. Mehr was für uns als die Welt des Hochglanzes und -druckes am Corso Como.

Schöner Platz mit botellón

Tja und heute dann: Giorno di benessere, Wellness-Tag. Wir wollten eigentlich joggen gehen, haben stattdessen dann aber etwas gebufft. Wobei die Mücken (oder Fruchtfliegen, irgendsolche Viecher jedenfalls) in dieser wundervollen Stadt Helikopter-Größe haben und einem das Schwitzen in freier Natur nicht gerade versüßen. Nach einer Stunde war es nicht mehr auszuhalten und wir sind zurück zu Pierre, haben Pasta gegessen, Playse gezockt und Inter gegen Lazio geguckt, ich fand’s nicht so spannend.
Nachdem ich ausgeschlafen hatte, bin ich wieder nach Hause (halbe Weltreise, er wohnt im Süden, ich im Norden der Stadt). So und nu mache ich mir noch Bratkartoffeln. Spannendspannend, ich hoffe, das war mein letztes Wochenende in Mailand, ab jetzt mach ich’s wie Pepo und hau am Freitag ab.

Freitag, 11. Mai 2007

Grande Rocco

Der einzig- und großartige Rocco Siffredi macht in diesem herrlich widersprüchlichen Land eine wunderbare Werbung für Kartoffelchips



Wortlaut in etwa:

Ich und Kartoffeln? Da habe ich so einige gesehen! Leckere, duftende…ich habe sie alle probiert. (Springt in den Pool, Mädels: Whuuuu!) – Amerikanische, deutsche, holländische…große und kleine, mit Überraschung (!) Ich habe sie einfach so genommen, ohne große Komplimente, auch drei gleichzeitig. Aber keine ist wie diese. Vertraue jemandem, der sie alle probiert hat – Amica Chips ist die beste!

Aaaaalter Vadder, kann da einer über?

Ach ja, man sollte vielleicht auch noch erwähnen, dass "patatina", das italienische Wort für Kartoffelchip, auch ein Slang-Begriff für das weibliche primäre Geschlechtsorgan ist. Zumindest hat mir das mein französischer Kollege erzählt.

Montag, 7. Mai 2007

Barney Gumble gibt nicht auf

Nach einer unendlichen und unerträglich ereignisreichen Woche bin ich recht ausgelaugt und in einer körperlichen und geistigen Verfassung, die mir nichts anderes übrig lässt, als mal gehörig mein Leben umzukrempeln.
Am langen Wochenende habe ich mich kaum aus dem Haus bewegt, da ich an meiner (hoffentlich) vorletzten Hausarbeit gewerkelt habe. Es ist mir auch noch gerade so eben gelungen, sie fertig zu bekommen, allerdings nur unter Verzicht einer ganzen Nacht Schlaf. Mit anderen Worten: Ich habe von Dienstag auf Mittwoch nicht eine Sekunde geschlafen und bin vom Laptop, mit der recht beschissen gewordenen Hausarbeit über Gottfried Benn drauf, direkt zur Arbeit gegangen, ohne den sonst üblichen Umweg über das geräuschvolle Etagenbett zu nehmen.
Nach acht Wellness-Stunden beim Praktikum dann zu Hause mit Pepo lecker Burger gemacht, Bier getrunken und Milan-Manchester geguckt. Pepo, als Vollblut-Interista war allerdings sehr betrübt über den Ausgang des Matches, den er mit folgenden Worten kommentierte: “Ein häßlicher Abend für den italienischen Sport.”
Am nächsten Tag erwartete mich eine herzbrecherische Aufgabe, vor der ich mich nicht mehr drücken konnte und deren Bewältigung ich mit sieben Bier zum Feierabend-Aperitivo zu vereinfachen versuchte. Das Ergebnis war aber nur ein noch schlechteres Gefühl am nächsten Morgen, der mit zwei Stunden Verspätung begann, weil ich erstens eine Stunde verschlafen hatte und zweitens die Metro streikte, weshalb ich im strömenden Regen eine halbe Stunde lang auf die Tram gewartet habe. Nun gut, geschah mir recht.
Am Samstag habe ich mich mit meinem französischen Arbeitskollegen Pierre auf einen Kurztrip in Richtung Genua, also an die Ligurische Küste, begeben. Er hatte darüber viel Gutes, vor allem von seiner Mama, gehört und ich, unter anderem, chiffriert bei Gottfried Benn gelesen. War auch tatsächlich sehr schön dort. Wir hatten nur überhaupt keinen Plan die ganze Zeit und mussten enttäuscht feststellen, dass es kaum Strände gab und wenn, dann nicht frei zugänglich sondern zu einer Strandbar gehörig, die Eintritt verlangte. War also nichts mit am Strand schlafen, wäre auch ohnehin viel zu kalt geworden, regnete ja schließlich auch. Also sind wir schließlich wieder zurück nach Genua gefahren, wo wir bereits einen leckeren Haufen Fleisch zum Mittag gegessen hatten. Dort haben wir uns über den Abend verteilt dann zwölf Bier reingeholfen, haben Lieder über Real Madrid gesungen, Pierre hat eine Alkoholiker-Version der Marseillaise gefreestylt, einen Gedenk-Kranz von einem Monument geklaut und ich ihn dabei gefilmt.
Am nächsten Tag habe ich im Spiegel dann entsetzt entdeckt, dass sich in meinem Gesicht feine geplatzte Aderchen bilden. Na herrlich, kann ich mir ja auch gleich ein Schild umhängen oder ein T-Shirt mit “Bier rein – Bier raus” anziehen. Furchtbar, furchtbar. Hinzu kommt natürlich, dass mein alltäglicher Lebensstil in Mailand, der Stadt mit der 15-Zigaretten-Luft, natürlich den Blutdruck in die Höhe treibt: Kaffee, Zigaretten, Schnaps, wenig Schlaf, Stress.
Aber: Die Gegenmaßnahme wird heute gestartet. Ein Monat ohne. Mindestens ohne Alkohol. über den Rest muss man dann noch mal nachdenken. Wird aber auch versucht einzuschränken. Das Problem ist nur Pepo, den ich davon überzeugen muss, mir nicht ständig irgend einen Drink unter die Nase zu halten, damit mich am nächsten Tag nicht wieder das schlechte Gewissen zum Sport treibt und Pepo nicht mehr sagen kann:
“During day, sporty and healthy Pippo, during night Pippo come Barney dei Simpson.”

Donnerstag, 19. April 2007

Buenas noticias

Ein weiteres schönes Beispiel für die hübschen Geschichten, die sich in diesem Zauberland abspielen:
Die Meldung ist schon etwas älter und außerdem von der Website der spanischen Rundfunkkette Cadena Ser, aber ich hab sie nunmal jetzt erst entdeckt und möchte sie Euch nicht vorenthalten. Wer Spanisch kann, darf sich über das Original freuen:

Acaba a puñaladas con sus amigos después de ver a su novia en una película porno
Uno de los actores masculinos era su mejor amigo


Der Rest muss mit meiner deutschen Interpretation Vorlieb nehmen:

Um das gemeinsame Abendessen etwas zu beleben, beschlossen sechs junge Männer in Rom, sich einen Pornofilm auszuleihen.
Kurz vor Mitternacht setzten sie sich vor den Fernseher. Doch einer von ihnen, ein junger Mann von 22 Jahren, konnte nicht glauben, was er dort sah. Die Hauptdarstellerin des Streifens, die hemmungslos dem Partnertausch frönte, war seine Freundin.
Überdies erkannte er in einem der diversen nackten Männer, seinen besten Freund, der ebenfalls beim Abendessen anwesend war.
Von der harten Realität getroffen, schlug die anfängliche Verblüfftheit des jungen Mannes schnell in Empörung um. Er verließ das Wohnzimmer und ging in die Küche, von wo er mit einem Messer in der Hand zurückkehrte und außer sich vor Wut auf alle Anwesenden einstach.
Das Abendessen endete mit dem Eintreffen der Carabinieri. Von den sechs Teilnehmern des Abendessens wurden drei mit schweren Bauchverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert und der Täter wurde festgenommen. Des mehrfach versuchten Totschlags angezeigt, drohen ihm bis zu zehn Jahre Haft.
Der Nebendarsteller des Films, der Freund des Täters, sagte gegenüber dem Richter aus, dass er nichts davon wusste, dass der Film auch in dem Land seines Drehortes vertrieben werden würde. Die Freundin, kurzzeitiger Pornostar, fuhr einen Tag nach den Vorkommnissen in den Urlaub.


Wie gesagt, hier ist jeder gerne mal Hauptdarsteller.

Mittwoch, 18. April 2007

Die guten Nachrichten

Das beste an Italien sind nicht die fantastischen Kunstschätze des Landes, das gute Wetter, das ausgezeichnete Essen, der schmackofatzige Espresso oder die atemberaubenden stolzen Schönheiten mit den riesigen Sonnbrillen. Nein. Es sind die Nachrichten.
Nicht so sehr wie sie präsentiert werden, als vielmehr was überhaupt so passiert. In der ersten Woche meines Aufenthaltes in diesem Land war ich noch davon überzeugt, dass ich es auf gar keinen Fall hier bis August überleben könnte, da wahrscheinlich bis dahin die Welt an sich gar nicht mehr existierte. Eine Auswahl der Schlagzeilen, die mir in den ersten Tagen nach meiner Anreise so um die Augen und Ohren geschleudert wurden, lassen meine Furcht vielleicht nicht mehr so unbegründet erscheinen:

- Vulkanausbruch auf Stromboli, verschlingt ein Tsunami Italien?

- Smog-Alarm: Ein Tag in Mailand kommt dem Rauchen von 15 (FÜNFZEHN) Zigaretten gleich

- Smog-Alarm: Autofreier Sonntag in der Po-Ebene

- Mein Favorit in der ersten Woche:
Mailänder Lehrerin schneidet einem Schuljungen die Zunge ab


Dass derselbe Junge einen Tag nachdem ihm angeblich die Zunge coupiert wurde, relativ bumsfidel vor der Kamera mit zensiertem Gesicht ein Interview gibt und dabei nicht mal lispelt, machte mich dann doch etwas stutzig und ich wollte von meinem damals neuen Mitbewohner Dottore Paolo Magrini (Pepo) wissen, wieviel Wahrheitsgehalt denn den italienischen Nachrichten so im Allgemeinen beizumessen sei. Seine Antwort war wieder einmal ein mustergültiges Beispiel seiner schlichten Weisheit: “In Italy nothing is serious because everything is too serious.”

Mit anderen Worten: Die italienische Gelassenheit gegenüber Skandalen, Korruptionen und Katastrophen aller Art bedingt wechselseitig ein immer höheres Maß an ebenjenen in den Schlagzeilen. Hoyzer, Möllemann oder ein paar schwarze Konten könnten hier niemanden hinter dem Ofen hervorlocken. Dazu müsste man deren Geschichten schon etwas aufpeppen.

Hinzu kommt der Umstand, dass der Alltag einer Stadt wie Mailand allein schon derart reißerisch daherkommt, dass es schon eine echt fetzige Headline braucht, um dagegen anzustinken.

Ich habe zur Zeit außerdem das Glück, dass sich meine direkte Nachbarschaft derzeit aktiv daran beteiligt, die Interessantheit der Schlagzeilen aufzuwerten. Vorgewarnt war ich bereits etwas, als mir eines Sonntags folgendes widerfuhr:

Nichts (zumindest nichts Böses) ahnend, lag ich gegen halb acht auf dem Sofa und hab mir eine der zahlreichen dümmlichen Sendungen des unfassbar bekloppten italienischen Fernsehens reingetan. Da hör ich aus Richtung Badezimmer ein furchtbar lautes Kratz- und Gehandwerkelgeräusch. Na, denk ich dann so bei mir, der Italiener an sich nutzt den Sonntagabend wohl auch mal ganz gerne zur Verschönerung des Eigenheims. Als nach zehn Minuten der Lärm immer unerträglicher wurde, dachte sich Pippo: Guckt er mal nach. Ins Badezimmer gegangen, hört der Lärm schlagartig, sozusagen mit dem Lichtanknipsen, auf. Hmmm, kam der Lärm aus dem Hof? Mal das Badezimmerfenster aufgemacht. Nanu, waren die Brecheisenspuren auf dem Fensterrahmen schon vorher da?
Unglaublich. Da versucht doch irgend so eine Knallcharge bei mir einzubrechen, während ich zu Hause bin!
Ich stürmte auf den Balkon (wenn man das bei einer Parterrewohnung so nennen kann) und sah noch gerade den unbeholfenen Einbrecherwilli auf seinem Moped davondüsen.

Vorwarnung Nr. 2:

Oder aber als ich fröhlich pfeifend samstagmorgens das Küchenfenster öffne und in das schmuddelige Gesicht eines Sintis Romas ungewaschenen Heckenpenners Zigeuners Schwattoogs blicke, der mit seiner Familie vor meiner Wohnung auf dem Gehweg campt. Moin! Fenster wieder dicht.

Vorwarnung Nr. 3:

Oder aber der Umstand, dass ich auf dem Weg zur Arbeit und wieder zurück der einzige Europäer bin.

Aber ahnen kann man ja auch trotz dieser Vorwarnungen nicht, dass die Chinesen in ihrem Ghetto angestammten Quartier auf einmal revoltieren und mit Steinen auf die Staatsmacht werfen.
Gut, sagt, die Vertreterin der chinesischen Gemeinde gestern im Fernsehen, was will man erwarten? Dass sie die Gesetze einhalten? Aber die kennen sie ja gar nicht! Stimmt, in China ist es ja schließlich auch völlig legal, Polizisten mit Steinen zu bewerfen. Da könnte man als Chinese ja denken, dass man das überall auf der Welt darf.
In Wahrheit haben die Chinesen natürlich sehr wohl die italienischen Gesetze begriffen. Allerdings die ungeschriebenen. Denn das wichtigste ist natürlich, dass überhaupt was los ist, frei nach dem Motto schleswig-holsteinischer Familienfeiern:
Schallt ja wat schnackt war’n.



P.S.: Meine argentinische Arbeitskollegin Adriana hat Foddos von dem Geburtstag meiner Hamburger (Dresdner) Arbeitskollegin gemacht und auf ihren Blog gestellt. Zu sehen sind meine italienischen, portugiesischen, polnischen, argentinischen und deutschen Arbeitskolleginnen. Der Franzose, der Holländer und die Slowakin fehlen. Die Fettbacke mit der Mutantensonnenbrille (nur 7 Euro hinterm Hbf (die Brille, nicht die Fettbacke (die war teurer))) bin ich.

http://katmchanka.blogspot.com/

Dienstag, 17. April 2007

Keine Komparsen

Gestern war ich mit dem guten Pepo bei Maximo Park, der sympathischen Band aus Newcastle. Im Rahmen der diese Woche stattfindenden Milan Design Week, bei der unter anderem auch MTV Italien als Sponsor fungiert, gibt es zur Zeit jede Menge Veranstaltungen und Konzerte in der Stadt, die man sich größtenteils für lau angucken kann, Sahne!
Nachdem wir mit der Metro und der Straßenbahn durch die halbe Stadt gecruist sind, erwartete uns vor dem von Maximo Park zu bespielenden Laden, dem Rolling Stone, eine doppelt so lange Schlange wie vor einem DDR-Kiosk nach einer Lieferung Bückware.
Nun gut, Pepo zum Bier holen beim Döner/Pizza/Chinamann geschickt und brav eingereiht und das Rock’n’Roll-Lokalkolorit bestaunt. Neben zarten Rockmiezen und auf Provokation gebürsteten Franz-Ferdinand-Imitat-Gören mit Schlips, Chucks und Karotten-Jeansbüx stand vor mir ein Typ der aussah wie aus Mel Gibsons Indio-Streifen entsprungen, sehr beeindruckend.
Drinnen dann von Pepo zu einem Gin Tonic gezwungen worden, mit den Worten: “Heute Abend trinken wir aber mal nicht, ok?” Pepo war nämlich noch stark verkatert vom Sonntag, an dem er einen Aperitivo-Marathon von zwei Uhr Mittags bis Mitternacht absolviert hatte, außerdem litt er wie ich unter dem Pollenflug (der mich heute Nacht übrigens in Form akuter Atemnot jäh aus dem Schlaf reißen sollte).
Als wir uns dann in dem sehr schönen aber picke-packe-vollen Laden im Zentrum der Partycrowd an unseren, nach meinem Geschmack immer viel zu bitteren, Gin Tonics verlustierten, stand vor uns plötzlich ein zirka zwei Meter hohes Wesen aus halb Mensch halb High Heel, das seine Ellbogen abspreizte, auf dass es ja keiner berührte. Unfassbar! Pepo schob dieses abnorme Verhalten auf Amphetaminkonsum, ich auf mit Arroganz gepaarter Blödheit. Dann! Meint Pepo: “Hier guck mal da, die beiden Mädels dahinten knutschen rum. Aber das sind bestimmt gar keine Lesben, sondern die machen das nur, um Aufmerksamkeit zu bekommen.” Klappte auch ganz gut, zumindest bei mir. Dabei entging meinem, zwar vom Heuschnupfen und der zu Hause gelassenen, noch immer zerschroteten Brille, getrübten Blick nicht, dass diese beiden Mädchen tatsächlich gar keine Lesben waren. Noch nicht mal beides Mädchen waren das, auch wenn man wirklich leicht darauf reinfallen konnte, schließlich war der Junge auch viel stärker geschminkt als seine Freundin.
So, dann erst mal mühevoll aus dem Dunstkreis der Ellbogen-von-sich-Streckerin gelöst und wieder freie Sicht auf die Bühne bekommen, auf der gerade eine italienische Band ihr Set begann. Pünktlich zu dem ersten Ton baute sich allerdings Sideshow Bobs Schwester vor uns auf, die sich von ihrem Bruder vor allem durch einen höheren Körperwuchs und mehr Haare unterschied. War aber nicht so schlimm, optisch hatten die Jungs auf der Bühne ohnehin nicht mehr zu bieten als ein etwas nerdiges und ungekämmtes Äußeres, das an We Are Scientists einerseits und vielleicht Die Strassenjungs andererseits erinnerte. Musikalisch klang das erste Stück ein wenig nach Green Day, der Rest dann so wie Sum 41 und diese Typen, die dieses Kalifornienlied trällern, nur weniger gut gesungen. Schockte aber trotzdem einigermaßen und doch haben wir mitten im Gig lieber eine Zigarettenpause eingeschoben, zu der man nämlich, wie im Deutschland der Zukunft, in eine eigens abgesperrte Raucherzone gehen muss, wo man eigentlich auch schon gar nicht mehr zu rauchen braucht, weil das schon die anderen für einen machen.
Pünktlich zum Auftritt von Maximo Park zurückgekehrt, wurde ich von dem das Set einläutenden Video, das mit Zahlen um sich schmiss und uns irgendwie an unseren allgemein übertriebenen Konsum gemahnen sollte, abgelenkt durch etwas was mich wahrscheinlich noch Jahre im Schlaf verfolgen wird:
Eine tätowierte Lippe!
Nun war der Besitzer des Gesichtstattoos allerdings weder Mike Tyson noch Sheriff aus dem Neumünsteraner Renks Park (der mit dem auftätowierten Stirnband und dem ledernen Cowboyhut, der Bobel wie einen Schokoriegel isst), sondern ein junges Mädchen von ungefähr 20, das ein T-Shirt mit Bambi drauf trug und, ich kann es kaum genug betonen: einen tätowierten Stern auf der Unterlippe!!! Ich wusste gar nicht, das sowas technisch möglich ist. Aber man lernt ja nie aus. Apropos lebenslanges Lernen: Natürlich nutzte ich den Abend wieder, um Pepo ausgiebig über die Feinheiten der italienischen Sprache auszufragen und erhielt wieder mal die beste Lektion, als ich gar nicht mehr fragen wollte. Doch dazu später, das soll nämlich die Punchline werden.
Zunächst fühle ich mich noch verpflichtet, zumindest ein bißchen, auf den Auftritt der Maximo Parker einzugehen: War ganz gut.
Leider kannte ich glaub ich nur das erste Lied (Graffiti) und war danach, wie es mir eigentlich bei fast jedem Konzert geht, leicht gelangweilt und vom Rumstehen und –geschubstwerden leicht angeätzt. Doch da können die ja nix für, die sich da auf der Bühne abmühen, an denen gab’s nämlich gar nichts auszusetzen: Sound war ok (nur kurze Rückkoppler aber das muss bei Rock’n’Roll ja so), Musiker auch und Publikum, wie ausführlich geschildert auch sehr unterhaltsam. Letzteres wiederum kann wahrscheinlich aber auch nur in Italien so sein: dass das Publikum interessanter ist als die Leute auf der Bühne. Nicht zu Unrecht sagt man diesem Völkchen einen extremen Hang zum Individualistentum und einen überausgeprägten Drang zur Selbstdarstellerei nach. Dazu passt die sehr treffende Bemerkung aus dem Buch “Überleben in Italien” von Beppe Severgnini: “In diesem Land gibt es keine Komparsen, nur Hauptdarsteller.”
Einer von diesen (Pepo) erteilte mir dann beim After-Show-Burger eine wiedermal ebenso lehrreiche wie unterhaltsame Lektion in italienischer Grammatik, nachdem ich ihn fragte:
“Ti piacerebbe vivere qualcun giorno fuori d’Italia?” und damit sagen wollte “Würdest du eines Tages gerne außerhalb von Italien leben?” Er guckte mich nach meiner unbeholfenen Artikulation aber wieder schön verdaddert an, weil ich nämlich in Wahrheit gesagt habe: “Würdest Du gerne einen Tag außerhalb von Italien leben?” Was tatsächlich eine nicht unerhebliche Bedeutungsnuance darstellt, die aus einer normalen Frage eine ziemlich behinderte macht.

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